Deutschland: Rekord bei Ausschreibung

Derzeit werden die Ziele beim Ausbau der Windkraft noch deutlich verfehlt. Doch die Rekordergebnisse der jüngsten Ausschreibung für Windparks an Land lassen erwarten, dass sie ab 2026 erreicht werden. Die vielen Gesetzesänderungen aus der Politik zeigen damit die erhoffte Wirkung.

Neue Zahlen zeigen: Der Ausbau der Windkraft in Deutschland kommt schneller voran, als viele Experten vor einer Weile noch zu hoffen gewagt haben. Die gerade abgeschlossene Ausschreibungsrunde für Windanlagen an Land hat alle Rekorde gebrochen und erlaubt es Deutschland, wieder auf den ambitionierten Zubaupfad des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) zu schwenken.

Ein Großteil des Erfolgs geht auf Reformen der aktuellen Bundesregierung, vorangetrieben durch das Wirtschaftsministerium, zurück. Die sichtbaren Erfolge dieser Reformen in Form von tatsächlich gebauten Windkraftanlagen wird allerdings erst die neue Regierung ernten können.

Besser als im Rekordjahr

Im Jahr 2024 gab es laut neusten Zahlen der Bundesnetzagentur bei der Windenergie an Land («Onshore») Zuschläge im Umfang von elf Gigawatt – das ist rund doppelt so viel wie im bisherigen Rekordjahr 2017 zugebaut wurde. Der Turnaround ist vor allem in der kürzlich beendeten vierten Ausschreibungsrunde des Jahres zu sehen. In dieser waren 4,1 Gigawatt ausgeschrieben; Gebote gingen für 6,1 Gigawatt ein. Anders als viele vorherige Ausschreibungsrunden war die jüngste Ausschreibungsrunde somit deutlich überzeichnet.

Insgesamt wurden 348 Gebote mit einer Kapazität von 4,1 Gigawatt bezuschlagt. In den ersten drei Ausschreibungsrunden, in denen die gesetzlich vorgegebenen Ausschreibungsmengen verringert worden waren, um zu niedrige Preise zu verhindern, waren jeweils zwischen 1,8 und 2,7 Gigawatt an neuer Kapazität bezuschlagt worden – mit kontinuierlicher Zunahme der Zuschläge.

Branche lobt Reformen

Die Branche zeigt sich hochzufrieden mit der Entwicklung. «Für die Windenergie an Land war 2024 ein absolutes Erfolgsjahr», sagt die Präsidentin des Bundesverbands Windenergie, Bärbel Heidebroek. Das Ergebnis der jüngsten Ausschreibung zeige, «wie stark sich die Reformen der scheidenden Bundesregierung bemerkbar machen».

Auch RWE lobte die Politik: «Die Genehmigungen im Windbereich haben in den letzten zwei bis drei Jahren deutlich zugenommen», sagt Katja Wünschel, RWE-Managerin für Erneuerbare Energien in Europa, im Interview mit Capital. Man könne ein Windenergieprojekt jetzt innerhalb von vier Jahren anschließen, so die RWE-Managerin. Das sei eine «deutliche Beschleunigung» zu den sechs bis acht Jahren, die es noch vor wenigen Jahren von der Planung bis zur Fertigstellung dauerte.

Um den Windkraftausbau zu beschleunigen, hatte die Bundesregierung mit mehreren Gesetzesänderungen Auflagen verringert und Klagen erschwert.

Diese Änderungen sollen helfen, die erhöhten Ausbauziele zu erreichen. Denn um bis zum Jahr 2030 mindestens 80 Prozent des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien zu decken, ist sowohl beim Wind- als auch bei Solaranlagen eine Vervielfachung der früheren Jahreswerte erforderlich. Doch während bei der Solarenergie die Ziele im vergangenen und laufenden Jahr bereits übertroffen wurden, wurden sie bei der Windenergie bisher deutlich verfehlt. Denn wegen der langen Vorlaufzeiten wirken sich Gesetzesänderungen dort erst mit größerer Verzögerung aus.

Bei all dem Lob gibt es jedoch auch mahnende Stimmen. «Es ist gut, dass sich der Erneuerbaren-Ausbau beschleunigt, denn es ist eine elementare Säule der Energiewende», sagt zwar Matthias Belitz, Leiter des Bereichs Nachhaltigkeit, Energie und Klimaschutz im Verband der Chemischen Industrie. «Mindestens genauso dringend» sei aber, dass der Ausbau der Erneuerbaren «endlich mit den verfügbaren Netzkapazitäten, dem Ausbau des Stromnetzes und der Speicher sowie erforderlicher Backup-Kraftwerke synchronisiert wird», fordert Belitz.

Die realen Erfolge fährt erst die nächste Bundesregierung ein

Bei den Genehmigungen neuer Windräder war in diesem Jahr bereits ein starker Anstieg auf zwölf Gigawatt zu verzeichnen. Und jetzt schlagen sich diese Genehmigungen auch in den Ausschreibungen nieder. Die ganz konkreten Erfolge – also das starke Wachstum bei den tatsächlich in Betrieb genommenen Windrädern – wird aber erst die nächste Bundesregierung einfahren.

Quelle: FOCUS Online

GRAFIK: EnergieWinde / Mohrmann-Grafik (Zahlen: Bundesnetzagentur).


Anmerkung: Die in der Schweiz installierte Leistung aller Windenergieanlagen beträgt gerade mal 0,1 GW.